DITTRICH & SCHLECHTRIEM is pleased to announce our fifth solo show with Julian Charrière, titled Soothsayers, opening on the occasion of Berlin Gallery Weekend, September 15-19 from 11 AM to 7 PM. The exhibition is on view from September 15 through December 5, 2021. Commended as one of the greatest artists of his generation, Charrière continues to explore post-romantic constructions of “nature,” staging tensions between geological timescales and those relating to humankind. In Soothsayers, the viewers are confronted with an installation focused on materiality and light that induces a meditative, trance-like state. By way of these sensory enhancements, they are prompted to explore the depths of their inner beings and a complex geological matrix.
September also marks the celebration of the 10-year anniversary of DITTRICH & SCHLECHTRIEM, which opened in 2011, notably with Charrière’s first solo exhibition, Horizons.
Soothsayers develops Julian Charrière’s interest in disturbing collisions between earth systems and applied science (as well as hallucinatory night-club aesthetics). Through an immersive display that comprises two new sculptures, the exhibition stages visions of world(s) near and far that oscillate between Traum and trauma.
Soothsaying is the ancient art of prophecy. In the exhibition’s title piece, Charrière re-imagines one of its classic methods—divination through the reading of entrails (haruspicy)—through a poetics of stone: This major new work features a large block of coal encased within a steel plinth, as if the former had grown inside the latter’s three-dimensional grid. While its irregular shape disturbs the metal structure’s rational form, the coal lump—recalling something between tuber and tumor—also appears compressed by it. In symbolic terms (qua augury) its black mass stands for the guts of the earth. More to the point, as the grid indicates, it is modernity’s bowels; a fact that must be read more deeply if we are to extract our culture from it. To this end, Charrière’s coal bears a carved hollow, into which visitors may insert their heads. All the better to hear their own voice, or attempt to see in the dark …
The second part of the exhibition in an immersive scenography, centered around an igneous dream-machine (Vertigo, 2021). Set amid an ensemble of curtains, haze and a fountain, Charrière remixes the tripped-out spirit of Brion Gysin’s original device (1962) for our twenty-first-century crisis. The first historical object was a rotating metal cylinder out of which beams of light were shot through various apertures. The visual stimuli given out by its stroboscopic flickering (meant to be viewed through closed eyelids) was supposed to produce an alpha wave mental state in the user. Building on such play of flash and darkness, Charrière’s stone version incorporates an architectural element to facilitate group sleep. Here, in the round, users must rest their heads on mineral pillows in order to receive the vision—a hard or otherwise disciplined version of repose and revelation in tune with our times.
Soothsayers circles around dream states and world pictures enabled by the strange light of extractive modernity. Throughout, Charrière’s exhibition stages a confrontation between the hardness of stone and the porosity of our imagination.
The above are observations by Nadim Samman. The exhibition catalogue published by the gallery and available this October features all images and installation views alongside an expanded exhibition essay by Samman.
Following a milestone year, which included a solo show with Aargauer Kunsthaus, Aarau, and his first major solo exhibition in America at the Dallas Museum of Art, Texas, Charrière will exhibit at the Centre Pompidou, Paris, as a nominated artist for the Prix Marcel Duchamp 2021. The exhibition will remain on view through 4 January 2022, with the winner announced on 18 October, 2021.
Please visit our website and social media accounts for additional updates, content, and news. For further information on the artist and the works or to request images, please contact Nils Petersen, nils(at)dittrich-schlechtriem.com.
The exhibition is supported in part by Stiftung Kunstfonds NEUSTART KULTUR.
DITTRICH & SCHLECHTRIEM freuen sich, Julian Charrières fünfte Einzelausstellung in der Galerie anzukündigen. Soothsayers eröffnet im Rahmen des Programms Berlin Gallery Weekend, 15. – 19. September, von 11 Uhr bis 19 Uhr. Die Schau ist vom 15. September bis zum 5. Dezember 2021 zu sehen. Charrière, einer der gefeiertsten Künstler seiner Generation, setzt seine Untersuchung postromantischer Konstruktionen von „Natur“ mit einer Inszenierung fort, die ein Schlaglicht auf die Spannungen zwischen geologischen und menschlichen Zeitmaßstäben wirft. In Soothsayers führt eine Installation, die ihre Kraft aus Materialien und Licht zieht, bei den Betrachter*innen einen meditativen und tranceähnlichen Zustand herbei. Die Steigerung des sinnlichen Erlebens lässt sie die Tiefen ihres Inneren und eine komplexe geologische Matrix erkunden.
Im September feiern DITTRICH & SCHLECHTRIEM außerdem das zehnjährige Bestehen der Galerie, die 2011 – übrigens mit Charrières erster Einzelausstellung Horizons – eröffnete.
In Soothsayers entfaltet Julian Charrière sein Interesse an verstörenden Kollisionen zwischen Erdsystemen und angewandter Wissenschaft (sowie der halluzinogenen Ästhetik von Nachtclubs). Das Arrangement von zwei neuen Skulpturen lässt die Betrachter*innen in flirrende Visionen naher und ferner Welt(en) zwischen Traum und Trauma eintauchen.
Prophetie ist die antike Kunst, die Zukunft vorherzusagen. In der Arbeit, die der Schau ihren Titel leiht, denkt Charrière eine ihrer traditionellen Techniken – das Weissagen aus Eingeweiden (Haruspizie) – durch eine Poetik des Steins neu: Für die große neue Skulptur hat er einen massiven Kohleklumpen so in einen Stahlsockel eingelassen, dass es wirkt, als sei er in dessen dreidimensionalem Raster gewachsen. Die unregelmäßige Gestalt des Klumpens, die an eine Knolle, aber auch an eine Geschwulst denken lässt, bricht die rationelle Form der Metallkonstruktion und scheint zugleich durch sie eingeengt. Auf symbolischer Ebene (der der Wahrsagerei) steht die schwarze Masse für die Eingeweide der Erde; genauer – das Gitter zeigt es an – die der Moderne, ein Zusammenhang, den es zu ergründen gilt, wollen wir sie als Keimzelle unserer Kultur begreifen. Dazu ist in Charrières Kohleklumpen ein Hohlraum gefräst, in den man den Kopf stecken kann, um die eigene Stimme umso deutlicher zu vernehmen oder den Versuch zu machen, im Dunkel zu sehen …
Der zweite Teil der Ausstellung ist eine die Besucher*innen umfangende Szenografie, in deren Mittelpunkt eine steinerne Traum-Maschine (Vertigo, 2021) steht, umgeben von Vorhängen, Nebel und einem Brunnen. Charrière remixt den trippigen Geist von Brion Gysins Dreamachine (1962) für unsere Krise des 21. Jahrhunderts. Das historische Original war ein rotierender Metallzylinder, aus dem durch diverse Öffnungen Lichtkegel schossen. Die durch das stroboskopische Flackern (das man durch geschlossene Augenlider wahrnehmen sollte) bewirkten optischen Reize sollten im Gehirn einen Alphawellen-Zustand auslösen. Charrières steinerner Nachbau erweitert das Spiel von blitzartiger Erhellung und Dunkelheit um ein architektonisches Element, das zum Gruppenschlaf einlädt. Um der Vision teilhaftig zu werden, müssen die Benutzer*innen hier rund um die Arbeit Platz nehmen und ihre Köpfe an Mineralkissen lehnen – ein zeitgemäß harte, jedenfalls disziplinierte Form der Ruhe und Erleuchtung.
Soothsayers dreht sich um Traumzustände und Weltbilder, die durch das eigenartige Licht der Moderne und ihren Ressourcenverbrauch ermöglicht werden. Der Kontrast zwischen der Härte des Steins und der Durchlässigkeit unseres Vorstellungsvermögens zieht sich als roter Faden durch Charrières Ausstellung.
Nadim Samman, von dem diese Bemerkungen stammen, wird einen längeren Essay zu dem Ausstellungskatalog beisteuern, der mit zahlreichen Bildern und Ausstellungsansichten im Oktober erscheinen und über die Galerie erhältlich sein wird.
Für Charrière ist 2021 ein Jahr der Meilensteine: Auf eine Einzelausstellung im Aargauer Kunsthaus in Aarau und seine erste große Einzelausstellung in den USA, im Dallas Museum of Art in Texas, folgt demnächst die Präsentation der Kandidaten für den Prix Marcel Duchamp 2021 im Centre Pompidou in Paris. Die Schau wird bis zum 4. Januar 2022 zu sehen sein, der*die Gewinner*in wird am 18. Oktober 2021 bekanntgegeben.
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Diese Ausstellung wird anteilig durch die Stiftung Kunstfonds NEUSTART KULTUR.