Berliner Luft, Soufiane Ababri
For our final installment of Berliner Luft, the gallery features a new series of works on paper from Soufiane Ababri titled Tanned But Still Angry, on view for an extended period of two weeks, Monday, August 17–Saturday, August 29, 11 AM–6 PM.
Tanned But Still Angry consists of 17 colored pencil on paper drawings that Ababri developed over the past years in reaction to police violence, depicting real scenes and situations experienced by Ababri himself and fellow members of the LGBT and POC communities. Fueled by the deaths of Adama Traoré in 2016 and George Floyd in May, the series not only powerfully displays injustice, but also, often poetically, emphasizes the need for equality; as one work reads, “We are all there,” between the earth and sky.
Ababri subverts source images circulated by mass media with portraits and personal observations from his position, living as a gay Arab man in Paris and Tangier. The drawings contain a collage of references to systemic oppression, violence, and murder. Blatant acts of police brutality are paired with a more layered iconography and coded visuals in red-white-and-blue. Clothing is significant. Streetwear, sports jerseys, and police uniforms guide the narrative. Blue-sleeved and black-gloved cops hold people of color down to the street and atop cars, an African-American man stands in front of an American flag wearing a cut off T-shirt that only reads “Bad News”; and an Arab man at a café in a striped sweat suit is captioned “before the police check.” Ababri disrupts the ambiguity between oppression and the sexual dimension of authority and uniforms in gay culture.
The entrance-facing gallery wall holds a powerful image of a uniformed policeman squeezing a tube of Vaseline trailing from his face to his ass, spelling out the Arabic letters for HA HA HA. The work refers to The Thief’s Journal by Jean Genet, a figure often quoted by Ababri in his practice and performances.
“I was in a cell. I knew that all night long my tube of Vaseline would be exposed to the scorn of a group of strong, handsome, husky policemen. So strong that if the weakest of them barely squeezed his fingers together, there would shoot forth, first with a slight fart, brief and dirty, a ribbon of gum which would continue to emerge in a ridiculous silence. Nevertheless, I was sure that this puny and most humble object would hold its own against them; by its mere presence it would be able to exasperate all the police in the world; it would draw down upon itself contempt, hatred, white and dumb rages.”
This is the final installment of Berliner Luft, as the gallery prepares for the opening of Jungle Memory, our second solo show of Andreas Greiner, for Gallery Weekend Berlin 2020, with the preview beginning September 10.
Installed above the entrance to the gallery since our post-shutdown reopening in April hangs a flag work by Mullan titled Alles wird gut (Everything Will Be Alright). The statement, hand-cut and sewn onto a bold green backdrop, encapsulates the artist’s enduring position. It is a unifying message, with all of society finding itself in a relatable position as our morale is similarly challenged: We are all in this together.
+ And this is your last chance to view ONLY, the solo show by Jonas Wendelin, on view in the main gallery space until August 29. The exhibition features an architectural installation, original Raku fired ceramics, and a collaborative newspaper publication that is free for visitors. ONLY engages the public in an alternative reality, setting up a futuristic narrative of idealism and leaving the viewer with hope in dystopia.
Berliner Luft, Soufiane Ababri
In der letzten Folge von Berliner Luft zeigt die Galerie eine neue Serie von Arbeiten auf Papier von Soufiane Ababri mit dem Titel Tanned But Still Angry, die ausnahmsweise für zwei Wochen, von Montag, 17. August bis Samstag, 29. August von jeweils 11 bis 18 Uhr zu sehen ist.
Tanned But Still Angry umfasst 17 Buntstiftzeichnungen auf Papier, die Ababri in den letzten Jahren als Antwort auf Polizeigewalt entwickelte. Sie zeigen Szenen und Situationen aus dem wirklichen Leben, wie Ababri selbst und andere LGBTs und POC sie erleben mussten. Die Wut über den Tod Adama Traorés 2016 und George Floyds im Mai ist greifbar in Bildern, die nicht nur eindringlich Unrecht schildern, sondern mit oft poetischer Kraft den Ruf nach Gleichheit darstellen; wie ein Bild es formuliert: „Wir sind alle hier“, zwischen Himmel und Erde.
Ababri eignet sich massenmediale Darstellungen an und setzt ihnen Porträts und persönliche Beobachtungen eines in Paris und Tanger lebenden schwulen Arabers entgegen. Die Zeichnungen collagieren Verweise auf systematische Unterdrückung und teils tödliche Gewalt. Fälle krasser Polizeibrutalität stehen neben einer vielschichtigen Ikonografie und visuellen Codes in Rot-Weiß-Blau. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Bekleidung der Figuren. Straßenkleidung, Trikots und Polizeiuniformen leiten durch die Erzählung. Cops in blauen Ärmeln und schwarzen Handschuhen halten People of Color fest, ihre Gesichter auf den Asphalt oder ein Autodach gedrückt; ein Afroamerikaner vor einer amerikanischen Flagge trägt ein abgeschnittenes T-Shirt mit der einfachen Botschaft „Bad News“; ein Araber im gestreiften Trainingsanzug in einem Café wird dem Untertitel zufolge gleich durch die Polizei kontrolliert werden. Ababri zeigt, wie Unterdrückung und die sexuelle Dimension von Amtsgewalt und Uniformen in der schwulen Kultur oft zweideutig ineinander übergehen.
An der Wand gegenüber dem Eingang hängt ein beeindruckendes Bild eines uniformierten Polizisten, der aus einer Tube von seinem Gesicht zu seinem Arsch eine Vaselinespur zieht, die die arabischen Buchstaben für HA HA HA bildet. Die Arbeit spielt auf das Tagebuch eines Diebes von Jean Genet an, einer Figur, die Ababri oft in seiner Kunst und seinen Performances zitiert.
„Ich saß in einer Zelle. Ich wusste, dass meine Vaselinetube die ganze Nacht dem Spott einer Gruppe starker, attraktiver, stämmiger Polizisten ausgeliefert sein würde. So stark waren sie, dass ein leichter Fingerdruck noch des Schwächsten unter ihnen der Tube eine Gummischnur entlocken würde, die erst mit einem leisen Furz, kurz und schmutzig, dann in lächerlicher Lautlosigkeit unablässig aus ihr hervorschießen würde. Dennoch war ich sicher, dass dieses mickrige und niedrigste aller Dinge sich vor ihnen behaupten würde; mit seiner bloßen Gegenwart würde es alle Polizisten der Welt zur Verzweiflung bringen; es würde Verachtung, Hass und stumpfsinnige weiße Wut auf sich ziehen.“
Mit dieser Schau beschließen wir unsere Reihe Berliner Luft, um anschließend die Eröffnung von Jungle Memory, der zweiten Einzelausstellung von Andreas Greiner in der Galerie, zum Gallery Weekend Berlin 2020 vorzubereiten. Die Vorschau beginnt am 10. September.
Über dem Eingang der Galerie hängt seit der Wiederöffnung nach dem Shutdown im April eine Flaggenarbeit von Mullan mit dem Titel Alles wird gut (Everything Will Be Alright). Das von Hand ausgeschnittene und auf einen kräftigen grünen Hintergrund aufgenähte Statement fasst die Überzeugung zusammen, an der der Künstler festhält. Es ist eine Botschaft der Solidarität in einer Zeit, in der die ganze Gesellschaft angesichts einer großen Herausforderung den Mut zu verlieren droht: Wir stehen das gemeinsam durch.
+ Letzte Gelegenheit, Jonas Wendelins Einzelausstellung ONLY zu sehen, die noch bis 29. August im Hauptraum der Galerie läuft. Mit einer Architekturinstallation, originalen nach Raku-Art gebrannten Keramiken und einer als Gemeinschaftsarbeit entstandenen Zeitung, die kostenlos zum Mitnehmen ausliegt, versetzt ONLY die Besucher in eine alternative Wirklichkeit und erzählt die futuristische Geschichte eines Idealismus, der gerade in dystopischen Zeiten Hoffnung macht.